Jobtainment
Berufsmesse bei Lavie entwickelt sich stark
Lehrlinge geben Begeisterung an die nächste Generation weiter. Organisator stößt kreisübergreifenden Stammtisch an.
Königslutter. Eine Berufsmesse der etwas anderen Art fand jetzt bei der Lavie Reha gGmbH in Königslutter statt. 70 Jugendliche und junge Erwachsene aus hauseigenen Maßnahmen informierten sich über Lehrberufe, in die sie am 1. August 2024 einsteigen können. Das Ungewöhnliche: Alle Hintergründe zur Ausbildung erläuterten jene Azubis, die schon seit zwei Jahren eine Lehre bei Lavie machen.
Das Portfolio der gemeinnützigen Gesellschaft, die sich neben der Psychiatrischen Jugend- und Erwachsenen-Reha im Schwerpunkt um Berufsvorbereitung und Reha-Ausbildung kümmert, ist beeindruckend. „Wir bieten Ausbildungsplätze in Hauswirtschaft, Metallverarbeitung, Holz, Maler, Gastro/Küche, Fachinformatik, Mediengestaltung, das Magazin und für Kaufleute im Büromanagement an“, erläuterte Thomas Grove. Er leitet seit 2022 den Fachbereich Berufliche Integration (FBI) und startete im vorigen Jahr die 1. Interne Berufsmesse „walk’n’talk“ unter dem Motto „Jetzt zeigen wir’s euch!“. Die Idee dazu schwärte schon bei Lavie, doch Grove brachte den endgültigen Anstoß mit von der Lebenshilfe Braunschweig: „Dort gibt es 13, 14 Abteilungen, und wir wollten mit der Aktion erreichen, dass alle Beschäftigten den gesamten Betrieb mal näher kennenlernten.“
Sie organisierten die 2. Interne Berufsmesse (von links): Thomas Grove, Jasmin Blume und Berufsberater Wolfgang Bax.
In Königslutter ging der Ansatz nun tiefer: Indem die älteren Jahrgänge den jüngeren Bericht erstatten über Vor- und Nachteile des jeweiligen Berufs, helfen sie ihnen bei der richtigen Berufswahl. Was man dabei kaum hoch genug bewerten kann: Beide Gruppen agieren auf Augenhöhe. Sie kennen und teilen viele psychische Probleme, können sich gut in die Lage der anderen hineinversetzen. „Sie sind einfach näher dran an der Lebenssituation und werden darum sehr ernst genommen“, sagt Jasmin Blume. Sie ist Fachberaterin Inklusion und zudem für die Auslandspraktika zuständig. Im Übrigen habe das FBI nach der ersten Messe festgestellt, dass beide Seiten von der ungewöhnlichen Beratung profitieren: „Die BVBler nehmen für sich mehr mit durch nahezu gleichaltrige Ratgeber – und die Älteren profitieren von ihrem Vortrag ebenfalls.“ Am Ende waren alle stolz, ihre Ratgeber-Funktion gemeistert zu haben.
Leon Graffenberger (rechts) brachte seine Begeisterung für Metallberufe vor offenem Feuer in der Esse gut rüber.
Zum Beispiel Leon Graffenberger. Er begrüßte die Gruppen, die sich im halbstündigen Rhythmus einfanden, in der Metallwerkstatt. Im Hintergrund schmiedeten Kollegen glühendes Eisen, im Vordergrund beantwortete er souverän alle Fragen, zum Beispiel nach der körperlichen und geistigen Belastung durch diesen Berufs, aber auch nach der Gehaltsperspektive. Graffenberger hat sich in den vergangenen 2,5 Jahren zu einem echten Metall-Fan entwickelt. „Wenn ich nächstes Jahr Lavie verlasse, will ich in Braunschweig an der Techniker-Akademie Maschinenbauer werden.“
Hatten sich chic zurechtgemacht: Natalie Krämer (Mitte links) und Cem Demir sprachen über Anspruch und Chancen der Ausbildung „Büromanagement“.
Auf ähnliche Begeisterung trafen die Besucher bei Natalie Krämer und Cem Demir. Beide lernen im Bereich Büromanagement und sind dankbar dafür, in den vergangenen Monaten tief eingebunden zu werden in die Verwaltung der gGmbH. Sie hatten sich gut vorbereitet und spielten sich geschickt die Bälle zu. „Unsere Ausbildung ist eine interessante Mischung, wir planen den Empfangsdienst, schreiben Rechnungen und bereiten ganze Fachtagungen vor.“ Zur Abwechslung tragen externe Aufträge bei: „Wir haben sogar schon Bücher lektoriert.“
Doch die beiden sprachen auch über besondere Herausforderungen. „Ihr müsst euch ein Zeitmanagement angewöhnen – überhaupt ist die Eigenverantwortung ganz wichtig. Denn der Erfolg der Ausbildung hängt zum Großteil von euch selbst ab. Lavie bietet euch die Möglichkeiten, aber zugreifen müsst ihr schon selbst.“
Schnellstmöglich zugreifen will jetzt Fabian Schauzu. Der 26-Jährige war schon Gast der 1. Berufsmesse, wurde dann aber gesundheitlich zurückgeworfen. Im nächsten Lehrjahr wird er aber einsteigen und plant die Ausbildung Gastro/Küche. „Schon jetzt helfe ich im Kiosk und im Lavie-Cafè“, erzählt der freundliche, gut gelaunte Mann. „Ich arbeite gern mit Menschen und habe auch die erforderliche Offenheit“, betont er selbstbewusst. Das Konzept der Messe unter jungen Menschen in ähnlicher Situation lobt er ausdrücklich: „Die Ratgeber bringen unheimlich viel rüber und sind dabei viel lockerer als unsere Lehrer.“
Ein zufriedenes Resümee zog am Ende Thomas Grove. „Schade war nur, dass keiner der eingeladenen Kostenträger Zeit hatte.“ Immerhin kamen sechs Vertreterinnen anderer Institutionen, um sich die Messe und auch Lavie mal näher anzusehen. „Sie waren von unserem Angebot sehr angetan – und ebenso von den Ratgebern: Da wurde mancher Vortrag voller Inbrunst gehalten. Man merkte, dass viele ihre Ausbildung bei uns genießen.“ Der Austausch in dieser neuen Gruppe soll nun fortgeführt werden. „Eine Kooperation wäre auch zum Wohle der Teilnehmer sinnvoll.“
Da zeichnet sich eine neue Kooperation ab: Lavie Reha-Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt mit (von links) Anja Frenz-Dolle (soz.-psych. Zentrum Braunschweig), Mareike Sendrowski und Brigitte Handel (beide Paritätischer Weg), Lena Jungclaus (Inn-tegrativ gGmbH), Juliane Hein (soz.-psych. Zentrum Braunschweig), Nadine Stafe (Inn-tegrativ gGmbH) sowie Messe-Organisator Thomas Grove.
Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt freute sich über ein weiteres Detail der Lavie-Ausbildung: „Unsere Azubis legen oft sehr schöne Resultate hin, machen Einser-Abschlüsse und werden sogar Kammerbeste.“ Mindestens genauso groß sei die Freude, wenn nach vergangenen Misserfolgen oder trotz großer Lernhemmnisse überhaupt ein Abschluss erlangt werde. Darüber hinaus gebe es in Königslutter nahezu keine Abbrecher – im Gegensatz zur freien Wirtschaft. „Wir haben schon mal Unterbrecher, die aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen müssen.“ Doch die stiegen allesamt wieder ein, sobald es geht. „Ich bin sicher: Unsere hohe Abschluss-Quote liegt daran, dass wir die jungen Leute gut auf die Ausbildung vorbereiten.“ Die Interne Berufsmesse gehört ohne Zweifel zu diesem Erfolgskonzept dazu.
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Betriebsbesichtigung bei Kroschke sign international GmbH
Am 10.01.2023 besuchten wir, das 2. und 3. Ausbildungsjahr der Büroabteilung der Lavie Reha gGmbh, initiiert vom FBI, die Kroschke sign international GmbH. Die ehemalige Siebdruckerei ist heute der Weltmarktführer für phosphoreszierende Folienprodukte und besitzt darüber hinaus, mit Permalight, auch eine Tochtergesellschaft mit Sitz in Los Angeles. Die Führung der Besichtigung übernahm anfänglich die erfahrene Personalerin und langjährige Mitarbeiterin der Kroschke GmbH, Frau Ulrich, persönlich und führte uns dann gemeinsam mit dem Produktionsleiter, zuständig für eher fachspezifischen Informationen, durch die Druckerei, die Produktion, die Logistik und den E-Commerce. Neben diesen gibt es aber auch noch die Mediengestaltung, das Büro und die IT.
Wir erhielten Einblicke in die zahlreichen Facetten und Produktpalette (Schilder, Etiketten, Arbeitsschutz, Erste Hilfe und Betriebsausstattung) der Kroschke GmbH. Des Weiteren über die Druckverfahren, Produktionsanlagen und Fördertechnik als auch die sehr freundliche Einstellung unter und gegenüber den Arbeitnehmern.
Abschließend nahm sich Frau Ulrich die Zeit, sich nochmal mit uns zusammenzusetzen und einige Fragen zu beantworten.
Aus dem Erlebten geht hervor, dass die Kroschke sign international GmbH sich um seine Arbeitnehmer bemüht und offen ist, Auszubildende und Praktikanten langfristig zu übernehmen.
Cem Demir und Sarah Zehaluk
Besuch der PTB … da, wo die Atomuhr steht
Die Auszubildenden des 1. und 2. Lehrjahres besuchten am 13.03. und 26.06.2024 die PTB, Physikalisch Technische Bundesanstalt, in Braunschweig. Den Anfang machten die Fachinformatiker:innen in der Begleitung von Annette Leibrock, Michael Skalla und Nico Geckler. Im Juni folgten dann die Mediengestalter:innen und Kaufleute für Büromanagement. Stephan Kaiser, Alexandra Funke sowie Uwe Rump-Kahl ließen es sich nicht nehmen, die Azubis zu begleiten.
Für beide Besuchstermine war grundsätzlich ab 10:00 Uhr der gleiche fast vierstündige Programmablauf eingehalten worden.
Nach dem Einchecken im Empfangsgebäude wurden wir von Frau Kaps herzlich begrüßt. Sie berichtete über die Geschichte und Bedeutung des Messens in jeglicher Hinsicht: dass die Zeit aus den Atomuhren kommt, Längen auch tief in der Nanowelt gemessen werden, sogar einzelne Elektronen gezählt werden, um die Stromstärke zu bestimmen und die Laboratorien Messgeräte für höchste Genauigkeitsansprüche kalibrieren. Die PTB spielt damit weltweit in der Champions League, wenn es um genaues Messen geht (die Wissenschaft vom genauen Messen heißt übrigens Metrologie).
Gegen 10:45 Uhr suchten wir den Wissenschaftlichen Gerätebau im Meitner-Bau/Laborgebäude auf. Dr. Löffler ließ deutlich werden, dass hier lediglich Einzelstückfertigungen, u.a. für die Raumfahrt, getätigt werden. Der Prozess von der Idee bis zur Fertigung und letzten Endes zum Einsatz mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Hier konnten wir neben der Produktions- und Entwicklungshalle auch die Ausbildungswerkstatt der Feinwerkmechaniker:innen in Augenschein nehmen und unsere Fragen loswerden.
Planmäßig ging es auf dem großen Gelände der PTB um 11:30 Uhr weiter zum Kopfermann-Bau. Das Gebäude für Zeit und Frequenz. Ein Mitarbeiter des Fachbereiches erklärte uns die Zeit, die Funktionsweise und die zur Messung dafür notwendigen Elementarteilchen. So auch von den Anfängen der noch laufenden 1. Atomuhr bis zum mittlerweile auf dem neuesten Entwicklungsstand gegebenen 3. Folgemodells mit entsprechenden 12,13,14 … (oder so) Nachkommazahlen.
Hier der Blick auf die aktuelle Version der Atomuhren
Nach so viel Input war es Zeit zum Mittagessen in der Kantine, die wir gegen 12:15 Uhr betraten. Mit einem Essen der Wahl, u.a. auch dem Klassiker „Currywurst“ und einem Getränk kamen wir bei Kantinenflair untereinander nicht nur in den wissenschaftlichen Austausch.
Mit gefülltem Magen betraten wir dann gegen 13:15 Uhr den Helmholtz-Bau II mit dem Schwerpunkt „Angewandte Akustik“. Beide Male nahm uns Herr Dr. Wittstock freundlich in Empfang und führte uns direkt in eine mit viel Schaumstoff ausgestatte schalltote Kammer, die ein befremdliches Gefühl in der Wahrnehmung hervorruft. Nach kleinen gemeinsam durchgeführten Bewegungsszenarien in der Kammer hatten wir einen interessanten Eindruck vom Verhalten hoch- und tieffrequenter Töne auf das menschliche Gehör. Hier werden akustische Messungen mit Blick auf die Lautstärke von bspw. Haushaltsgeräten in db (Dezibel) durchgeführt, um Angaben der Hersteller zu überprüfen. Oder aber die Durchlässigkeit akustischer Signale bei Haus- und Zimmerwänden, die auch gesetzlich vorgegebene Normen einzuhalten haben.
Obwohl wir lediglich einen kleinen Auszug aus dem Gesamtprogramm bekommen haben, erhielten wir doch insgesamt sehr viele spannende Einblicke in die Große Welt des genauen Messens.
Thomas Grove